Für die Bamberger Selbsthilfegruppe Bein- und Venenleiden
habe ich vor mehreren Jahren einige Tipps zum Tragen von Kompressionsstrümpfen erstellt.
Hier sind sie - etwas umgearbeitet und mit einem Kommentar versehen - noch einmal:
1. Ziehen Sie die Strümpfe sobald wie möglich nach dem Aufstehen an, bevor die Beine anschwellen. Bei hohen Temperaturen können Sie sich sogar mit den Strümpfen oder der Strumpfhose duschen. Tragen Sie die Strümpfe den ganzen Tag, bis Sie sich abends ausziehen, um zu Bett zu gehen.Kommentar: Es ist notwendig, die Strümpfe den ganzen Tag über zu tragen, denn wenn sie nur im Schrank liegen, helfen sie nicht (mit Ausnahme der Hersteller und Sanitätshäuser, die bereits ihr Geld daran verdient haben). Ich las einmal in einem Büchlein den Rat, die Strümpfe am Nachmittag für einige Stunden auszuziehen, damit die Beine "gut belüftet" werden. Wer so einen Unsinn schreibt, dessen Hirn müßte dringend belüftet werden. Wenn Sie die Strümpfe am Nachmittag, besonders im Sommer, für einige Stunden ausziehen, können Sie zusehen, wie Ihre Beine anschwellen. Also denken Sie nicht einmal im Traum daran!
2. Tragen Sie beim Anziehen immer die im Haushalt üblichen Gummihandschuhe mit Noppen. Damit können Sie den Strumpf mit beiden Händen am Bein gleichmäßig und ohne Beschädigung hochstreifen.Kommentar: Sie brauchen keine teuren Spezialhandschuhe der Kompressionsstrumpffirmen. Nehmen Sie die gelben Handschuhe mit Noppen, die sie in jedem Drogeriemarkt bekommen. Diese sind billiger und tun es genauso.
3. Benutzen Sie die im Handel erhältlichen Anziehhilfen, wenn Sie mit dem Anziehen der Strümpfe Probleme haben: Schlupfsocken für Strümpfe ohne Spitze und spezielle Hilfsmittel für geschlossene Strümpfe. Auch über einer zuerst angezogenen Feinstrumpfhose gleiten Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen leicht nach oben.Kommentar: Wenn gar nichts geht, kann man es auch mit einem Drahtgestell probieren, über das das Fußteil des Strumpfes gespannt wird. So etwas gibt es im Sanitätshaus. In bestimmten Fällen ist es sogar verordnungsfähig.
4. Achten Sie auf sorgfältig geschnittene und gefeilte Zehen- und Fingernägel, um keine Fäden zu ziehen.Kommentar: Spitze, eingerissene oder gratige Fingernägel beschädigen schnell Ihre teuren Kompressionsstrümpfe.
5. Tragen Sie die Kompressionsstrümpfe konsequent jeden Tag und nicht nur hin und wieder. Verzichten Sie vor allem im Sommer nicht darauf! Gerade bei großer Hitze haben Ihre Beine den Halt besonders nötig. Auch auf Reisen und im Urlaub sollten Sie immer Kompressionsstrümpfe anziehen.Kommentar: Viele Menschen tragen ihre Kompressionsstrümpfe im Sommer nicht, doch gerade bei großer Hitze werden die Beine sehr stark belastet. Die Fachärzte für Venenleiden (Phlebologen), vor allem in den Ländern Südeuropas, kennen das Problem. Jeden Herbst kommen eine Menge von Patienten mit "offenen Beinen" zu ihnen und sie haben den ganzen Winter über zu tun, um solche Beingeschwüre wieder zur Abheilung zu bringen. Oft genug mißlingt es auch. Also lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen!
6. Bei Hitze kann eine lange Hose über Kompressionsstrümpfen zur Qual werden, weil sie die Wärme staut. Tragen Sie deshalb, wann immer möglich, kurze Hosen oder Röcke darüber.Kommentar: Die Strümpfe sind nicht das Problem, sondern die lange Hose, die sie darüber tragen! Das habe ich oben schon ausgeführt. Aber noch einmal: Ich meine Frauen und Männer damit!
7. An sehr heißen Tagen können Sie daheim die Beine mit den Strümpfen mehrfach kalt abduschen. Falls Sie berufstätig sind, feuchten Sie die Strümpfe mit den Händen an. Ganz leicht und besonders angenehm geht es mit einer Blumenspritze. Nehmen Sie dafür möglichst weiches oder destilliertes Wasser. Die Verdunstungskühle sorgt für ein sehr angenehmes Gefühl. Es gibt auch kühlende Sprays im Fachhandel, die allerdings nicht billig sind.Kommentar: Das dient Ihrer Lebensqualität, denn so sind die Strümpfe auch im heißesten Sommer gut zu tragen.
8. Tragen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe auch beim Sport. In Verbindung mit der Bewegung der Beine wirken die Strümpfe besonders gut.Kommentar: Gerade beim Spazierengehen, Walking oder Wandern betätigen Sie Ihre „Wadenmuskelpumpe“ effektiv. Zusammen mit den Strümpfen wird das Blut im Bein viel besser nach oben befördert.
9. Wenn Sie Kompressionskniestrümpfe tragen, können Sie auch einmal ausprobieren, diese mit einer guten Stützstrumpfhose zu kombinieren.Kommentar: Das verstärkt den Druck Ihrer Kniestrümpfe noch ein wenig.
10. Über eine hautfarbene Kompressionsstrumpfhose können Sie eine Fein- oder Stützstrumpfhose in beliebiger Farbe ziehen und damit eine kosmetische Verbesserung erzielen.Kommentar: Das ist in erster Linie ein Tipp für Frauen, die das Aussehen der Strümpfe unter einem Rock oder einer Shorts noch verbessern möchten. Besonders eine glänzende Fein- oder Stützstrumpfhose darüber wirkt wahre Wunder.
11. Kompressionsstrümpfe dürfen weder rutschen noch einschneiden. Falls so etwas passiert, oder die Strümpfe in anderer Hinsicht nicht passen, reklamieren Sie dies umgehend im Geschäft. Kommentar: Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Sie haben ein Recht auf fachkundig und exakt angemessene und passende Strümpfe! Fehler beim Anmessen und bei der Produktion können vorkommen. Dann sollte das Sanitätshaus bzw. der Hersteller das aber auch wieder in Ordnung bringen und den Patienten nicht abweisen.
12. Strümpfe mit Haftband können auf behaarten Beinen rutschen. Das Enthaaren der Beine durch Rasur oder Epilation hilft in diesem Fall. Es gibt im Fachhandel einen flüssigen Kleber, der sich auf die Strümpfe auftragen läßt und das Rutschen noch weiter vermindert.Kommentar: Bei dicken und weichen Oberschenkeln sind Haftbänder weniger geeignet, weil sie einrollen können. Besser ist hier eine Hüftbefestigung oder - wenn beide Beine betroffen sind - eine Kompressionsstrumpfhose.
13. Gehen Sie möglichst am frühen Morgen zum Anmessen neuer Strümpfe in den Fachhandel, da die Beine entstaut sein müssen.Kommentar: Ich wollte hier anstelle von "Fachhandel" zuerst "Sanitätshaus" schreiben. Aber das ist nur eine von mehreren möglichen Bezugsquellen. In der Regel ist die Abgabe von medizinischen Kompressionstrümpfen zwar eine Domäne des Sanitätsfachhandels, aber nicht alle Orthopädiefachgeschäfte sind gleich gut. Auch in manchen Apotheken kann es gute und geschulte Mitarbeiter/innen geben.
14. Waschen Sie die Strümpfe regelmäßig, am besten jeden Abend, spätestens jedoch jeden dritten Tag. Zweckmäßig ist es, wenn Sie zwei Paar haben, die sie abwechselnd tragen und waschen können. Entweder Handwäsche in lauwarmem Wasser mit Spezialwaschmittel der Strumpffirmen oder im Schongang der Waschmaschine mit Feinwaschmittel bei 30 Grad. Aber achten Sie auf die Waschhinweise. Manche Strümpfe dürfen nur mit Hand gewaschen werden. Verwenden Sie kein Vollwaschmittel und keinen Weichspüler! Auch Auswringen und elektrische Wäschetrockner können den Strümpfen schaden. Trocknen Sie die Strümpfe an der Leine oder auf einem Gestell, aber nicht in der direkten Sonne oder vor Heizkörpern.Kommentar: Die Kompressionsstrumpffirmen empfehlen tägliches Waschen, aber das ist manchmal etwas nervig. Flachgestrickte Maßstrümpfe für Lymph- und Lipödempatienten sollen nach Aussage mancher Firmen nur mit der Hand gewaschen werden. Aber mal ehrlich: Wer macht das schon?
15. Fangen Sie rechtzeitig an, etwas für Ihre Beine zu tun! Auch Jugendliche haben oft schon beginnende Beinvenenprobleme. Vor allem, wenn bereits bei Verwandten (Eltern, Großeltern, Geschwistern, Onkel oder Tante) Venenprobleme oder Krampfadern bestehen. Scheuen Sie sich nicht, in diesem Fall bereits ab dem Alter von 14 bis 16 Jahren zur Vorbeugung regelmäßig (gute!) Stützstrümpfe oder Stützstrumpfhosen zu tragen. Das gilt für Mädchen wie Jungen gleichermaßen. Hadern Sie auch nicht mit dem Schicksal, wenn Sie in jungen Jahren bereits Kompressionsstrümpfe tragen müssen. Die Folgeschäden ohne Strümpfe sind weitaus schlimmer!Kommentar: Ich halte es für ganz wichtig, nicht erst zu warten, bis größere Venenprobleme auftreten, sondern frühzeitig vorzubeugen. Gerade Jugendliche aus einer Familie mit anderen Venenkranken sollten dies beherzigen, vor allem, wenn sie vielleicht noch einen überwiegend stehenden Beruf (z.B. Verkäufer/in) oder sitzenden Beruf (z.B. Büroangestellte/r) erlernen.