Freitag, 13. November 2009

Wann sind Kniestrümpfe im Vorteil und wann lange Strümpfe?

Kompressionskniestrümpfe sind gegenüber langen Strümpfen vor allem dann im Vorteil, wenn die Beine im Sitzen nicht (wenigstens teilweise) ausgestreckt werden können. Vor allem also im Flugzeug in der Economy Class. Hier machen Kniestrümpfe eindeutig Sinn, denn mit stark angewinkelten Beinen, wie es sich in diesen Massentransportern nicht umgehen läßt, werden lange Strümpfe durch die Faltenbildung in der Kniekehle zur Qual und können sogar den Blutfluß behindern.

Im Reisebus und im Zug sind lange Strümpfe kein Problem, denn dort lassen sich die Beine ausstrecken. Im Auto mag es auf den Vordersitzen gehen, wenn man sie weit zurückschieben kann. Auf der Rücksitzbank dagegen ist oft kein Platz dafür.

In diesem Zusammenhang fällt mir die Geschichte einer Frau ein, die wegen ihres Lymphödems eine Kompressionsstrumpfhose tragen muß. Sie ist Kindergärtnerin und der Träger des Kindergartens verlangt, daß das Personal auf denselben Mini-Stühlen sitzt wie die Kleinkinder. Das geht bei ihr aufgrund der Kompressionsstrumpfhose nur sehr schlecht. Wenn die Gesundheit der Mitarbeiter aufgrund völlig unsinniger Regeln leidet, dann fragt man sich schon, ob die Herrschaften, die sich so etwas ausdachten, noch alle beisammen haben.



Wie ist es in südlichen Urlaubsländern? Hier sind für mich lange Strümpfe und Strumpfhosen eindeutig im Vorteil. Ich bekam mit Shorts und meiner hautfarbenen Kompressionsstrumpfhose auch in Spanien keinen Sonnenbrand an den Beinen.

Dienstag, 22. September 2009

Tipps rund um den Kompressionsstrumpf

Für die Bamberger Selbsthilfegruppe Bein- und Venenleiden habe ich vor mehreren Jahren einige Tipps zum Tragen von Kompressionsstrümpfen erstellt.
Hier sind sie - etwas umgearbeitet und mit einem Kommentar versehen - noch einmal:

1. Ziehen Sie die Strümpfe sobald wie möglich nach dem Aufstehen an, bevor die Beine anschwellen. Bei hohen Temperaturen können Sie sich sogar mit den Strümpfen oder der Strumpfhose duschen. Tragen Sie die Strümpfe den ganzen Tag, bis Sie sich abends ausziehen, um zu Bett zu gehen.
Kommentar: Es ist notwendig, die Strümpfe den ganzen Tag über zu tragen, denn wenn sie nur im Schrank liegen, helfen sie nicht (mit Ausnahme der Hersteller und Sanitätshäuser, die bereits ihr Geld daran verdient haben). Ich las einmal in einem Büchlein den Rat, die Strümpfe am Nachmittag für einige Stunden auszuziehen, damit die Beine "gut belüftet" werden. Wer so einen Unsinn schreibt, dessen Hirn müßte dringend belüftet werden. Wenn Sie die Strümpfe am Nachmittag, besonders im Sommer, für einige Stunden ausziehen, können Sie zusehen, wie Ihre Beine anschwellen. Also denken Sie nicht einmal im Traum daran!

2. Tragen Sie beim Anziehen immer die im Haushalt üblichen Gummihandschuhe mit Noppen. Damit können Sie den Strumpf mit beiden Händen am Bein gleichmäßig und ohne Beschädigung hochstreifen.
Kommentar: Sie brauchen keine teuren Spezialhandschuhe der Kompressionsstrumpffirmen. Nehmen Sie die gelben Handschuhe mit Noppen, die sie in jedem Drogeriemarkt bekommen. Diese sind billiger und tun es genauso.

3. Benutzen Sie die im Handel erhältlichen Anziehhilfen, wenn Sie mit dem Anziehen der Strümpfe Probleme haben: Schlupfsocken für Strümpfe ohne Spitze und spezielle Hilfsmittel für geschlossene Strümpfe. Auch über einer zuerst angezogenen Feinstrumpfhose gleiten Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen leicht nach oben.
Kommentar: Wenn gar nichts geht, kann man es auch mit einem Drahtgestell probieren, über das das Fußteil des Strumpfes gespannt wird. So etwas gibt es im Sanitätshaus. In bestimmten Fällen ist es sogar verordnungsfähig.

4. Achten Sie auf sorgfältig geschnittene und gefeilte Zehen- und Fingernägel, um keine Fäden zu ziehen.
Kommentar: Spitze, eingerissene oder gratige Fingernägel beschädigen schnell Ihre teuren Kompressionsstrümpfe.

5. Tragen Sie die Kompressionsstrümpfe konsequent jeden Tag und nicht nur hin und wieder. Verzichten Sie vor allem im Sommer nicht darauf! Gerade bei großer Hitze haben Ihre Beine den Halt besonders nötig. Auch auf Reisen und im Urlaub sollten Sie immer Kompressionsstrümpfe anziehen.
Kommentar: Viele Menschen tragen ihre Kompressionsstrümpfe im Sommer nicht, doch gerade bei großer Hitze werden die Beine sehr stark belastet. Die Fachärzte für Venenleiden (Phlebologen), vor allem in den Ländern Südeuropas, kennen das Problem. Jeden Herbst kommen eine Menge von Patienten mit "offenen Beinen" zu ihnen und sie haben den ganzen Winter über zu tun, um solche Beingeschwüre wieder zur Abheilung zu bringen. Oft genug mißlingt es auch. Also lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen!

6. Bei Hitze kann eine lange Hose über Kompressionsstrümpfen zur Qual werden, weil sie die Wärme staut. Tragen Sie deshalb, wann immer möglich, kurze Hosen oder Röcke darüber.
Kommentar: Die Strümpfe sind nicht das Problem, sondern die lange Hose, die sie darüber tragen! Das habe ich oben schon ausgeführt. Aber noch einmal: Ich meine Frauen und Männer damit!

7. An sehr heißen Tagen können Sie daheim die Beine mit den Strümpfen mehrfach kalt abduschen. Falls Sie berufstätig sind, feuchten Sie die Strümpfe mit den Händen an. Ganz leicht und besonders angenehm geht es mit einer Blumenspritze. Nehmen Sie dafür möglichst weiches oder destilliertes Wasser. Die Verdunstungskühle sorgt für ein sehr angenehmes Gefühl. Es gibt auch kühlende Sprays im Fachhandel, die allerdings nicht billig sind.
Kommentar: Das dient Ihrer Lebensqualität, denn so sind die Strümpfe auch im heißesten Sommer gut zu tragen.

8. Tragen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe auch beim Sport. In Verbindung mit der Bewegung der Beine wirken die Strümpfe besonders gut.
Kommentar: Gerade beim Spazierengehen, Walking oder Wandern betätigen Sie Ihre „Wadenmuskelpumpe“ effektiv. Zusammen mit den Strümpfen wird das Blut im Bein viel besser nach oben befördert.

9. Wenn Sie Kompressionskniestrümpfe tragen, können Sie auch einmal ausprobieren, diese mit einer guten Stützstrumpfhose zu kombinieren.
Kommentar: Das verstärkt den Druck Ihrer Kniestrümpfe noch ein wenig.

10. Über eine hautfarbene Kompressionsstrumpfhose können Sie eine Fein- oder Stützstrumpfhose in beliebiger Farbe ziehen und damit eine kosmetische Verbesserung erzielen.
Kommentar: Das ist in erster Linie ein Tipp für Frauen, die das Aussehen der Strümpfe unter einem Rock oder einer Shorts noch verbessern möchten. Besonders eine glänzende Fein- oder Stützstrumpfhose darüber wirkt wahre Wunder.

11. Kompressionsstrümpfe dürfen weder rutschen noch einschneiden. Falls so etwas passiert, oder die Strümpfe in anderer Hinsicht nicht passen, reklamieren Sie dies umgehend im Geschäft.
Kommentar: Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Sie haben ein Recht auf fachkundig und exakt angemessene und passende Strümpfe! Fehler beim Anmessen und bei der Produktion können vorkommen. Dann sollte das Sanitätshaus bzw. der Hersteller das aber auch wieder in Ordnung bringen und den Patienten nicht abweisen.

12. Strümpfe mit Haftband können auf behaarten Beinen rutschen. Das Enthaaren der Beine durch Rasur oder Epilation hilft in diesem Fall. Es gibt im Fachhandel einen flüssigen Kleber, der sich auf die Strümpfe auftragen läßt und das Rutschen noch weiter vermindert.
Kommentar: Bei dicken und weichen Oberschenkeln sind Haftbänder weniger geeignet, weil sie einrollen können. Besser ist hier eine Hüftbefestigung oder - wenn beide Beine betroffen sind - eine Kompressionsstrumpfhose.

13. Gehen Sie möglichst am frühen Morgen zum Anmessen neuer Strümpfe in den Fachhandel, da die Beine entstaut sein müssen.
Kommentar: Ich wollte hier anstelle von "Fachhandel" zuerst "Sanitätshaus" schreiben. Aber das ist nur eine von mehreren möglichen Bezugsquellen. In der Regel ist die Abgabe von medizinischen Kompressionstrümpfen zwar eine Domäne des Sanitätsfachhandels, aber nicht alle Orthopädiefachgeschäfte sind gleich gut. Auch in manchen Apotheken kann es gute und geschulte Mitarbeiter/innen geben.

14. Waschen Sie die Strümpfe regelmäßig, am besten jeden Abend, spätestens jedoch jeden dritten Tag. Zweckmäßig ist es, wenn Sie zwei Paar haben, die sie abwechselnd tragen und waschen können. Entweder Handwäsche in lauwarmem Wasser mit Spezialwaschmittel der Strumpffirmen oder im Schongang der Waschmaschine mit Feinwaschmittel bei 30 Grad. Aber achten Sie auf die Waschhinweise. Manche Strümpfe dürfen nur mit Hand gewaschen werden. Verwenden Sie kein Vollwaschmittel und keinen Weichspüler! Auch Auswringen und elektrische Wäschetrockner können den Strümpfen schaden. Trocknen Sie die Strümpfe an der Leine oder auf einem Gestell, aber nicht in der direkten Sonne oder vor Heizkörpern.
Kommentar: Die Kompressionsstrumpffirmen empfehlen tägliches Waschen, aber das ist manchmal etwas nervig. Flachgestrickte Maßstrümpfe für Lymph- und Lipödempatienten sollen nach Aussage mancher Firmen nur mit der Hand gewaschen werden. Aber mal ehrlich: Wer macht das schon?

15. Fangen Sie rechtzeitig an, etwas für Ihre Beine zu tun! Auch Jugendliche haben oft schon beginnende Beinvenenprobleme. Vor allem, wenn bereits bei Verwandten (Eltern, Großeltern, Geschwistern, Onkel oder Tante) Venenprobleme oder Krampfadern bestehen. Scheuen Sie sich nicht, in diesem Fall bereits ab dem Alter von 14 bis 16 Jahren zur Vorbeugung regelmäßig (gute!) Stützstrümpfe oder Stützstrumpfhosen zu tragen. Das gilt für Mädchen wie Jungen gleichermaßen. Hadern Sie auch nicht mit dem Schicksal, wenn Sie in jungen Jahren bereits Kompressionsstrümpfe tragen müssen. Die Folgeschäden ohne Strümpfe sind weitaus schlimmer!
Kommentar: Ich halte es für ganz wichtig, nicht erst zu warten, bis größere Venenprobleme auftreten, sondern frühzeitig vorzubeugen. Gerade Jugendliche aus einer Familie mit anderen Venenkranken sollten dies beherzigen, vor allem, wenn sie vielleicht noch einen überwiegend stehenden Beruf (z.B. Verkäufer/in) oder sitzenden Beruf (z.B. Büroangestellte/r) erlernen.

Montag, 27. Juli 2009

Sommer - Horror-Jahreszeit für Venenpatienten?

Im Vergleich zum Jahr 2003 hatten wir in diesem Sommer mit den Temperaturen noch Glück, denn es wurden bisher kaum über 30 Grad erreicht.
Dennoch empfinden viele Venenpatienten die Sommermonate als eine wahre Qual. Aber dagegen kann man etwas unternehmen.
Das Wichtigste: Verstecken Sie ihre Kompressionsstrümpfe bzw. Kompressionsstrumpfhosen nicht unter einer langen Hose! Erst das wirkt wärmestauend. Tragen Sie deshalb Shorts oder einen kurzen Rock bzw. ein Kleid darüber.
An heißen Tagen können Sie daheim die Beine mit den Strümpfen mehrfach kalt abduschen. Falls Sie berufstätig sind, feuchten Sie ihre Hände an und benetzen die Strümpfe damit. Ganz leicht und besonders angenehm geht es mit einer Blumenspritze. Nehmen Sie dafür möglichst weiches oder destilliertes Wasser. Die Verdunstungskälte sorgt für ein sehr angenehmes Gefühl. Es gibt auch kühlende Sprays im Fachhandel, die allerdings nicht billig sind.

Tragen Sie die Kompressionsstrümpfe konsequent jeden Tag und nicht nur hin und wieder. Verzichten Sie vor allem im Sommer nicht darauf! Gerade bei großer Hitze haben Ihre Beine den Halt besonders nötig. Auch auf Reisen und im Urlaub sollten Sie immer Kompressionsstrümpfe anziehen.

Freitag, 3. Juli 2009

Ein Bein mit Strumpf, das andere voller Krampfadern

Manchmal sehe ich Menschen, die nur an einem Bein einen Kompressionsstrumpf tragen, obwohl das andere Bein voller Krampfadern ist. So etwas ist schon seltsam. Vielleicht schießen einige Ärzte mit ihrer Absicht zu sparen in diesen Fällen ein wenig über's Ziel hinaus.
In einem Forum las ich einmal, daß ein Arzt dem Patienten auf die Frage, warum er nur einen Strumpf erhalten hatte, zur Antwort gab: "Es macht keinen Sinn, ein Bein zu versorgen, das gesund ist." Wenn beim Patienten keine Thromboseneigung, etwa in Folge einer angeborenen Blutgerinnungsstörung besteht, mag das zutreffen. Ansonsten aber dient der Strumpf am (vermeintlich?) gesunden Bein als Thromboseprophylaxe.

Montag, 22. Juni 2009

Welcher Sport bei Venenleiden?


Welche Sportarten sind günstig bei Venenleiden?
Ich würde an erster Stelle das Wandern empfehlen. Bei diesem zügigen Gehen mit etwa vier Kilometern in der Stunde, dazu noch an frischer Luft und vielleicht in einer schönen Landschaft, ist sowohl die Sprunggelenks- als auch die Wadenmuskelpumpe aktiv und beide helfen - in Verbindung mit Kompressionstrümpfen - das Blut in den Beinvenen nach oben zu transportieren. Wer es mag, kann es auch mit Stöcken als Nordic Walking ausüben. Das eignet sich besonders gut für Menschen mit einem Armlymphödem, die durch das Herunterhängen der Arme beim Wandern ohne Stöcke eine viel stärkere Schwellungsneigung spüren als Personen ohne dieses Krankheitsbild. Aber daß nach mehreren Stunden des Wanderns, vor allem bei Hitze, die Hände anschwellen, hat wohl schon jeder bemerkt.

Radfahren halte ich nicht für so effektiv wie Wandern, aber manche Menschen haben vielleicht Gelenkprobleme oder fahren einfach lieber mit dem Fahrrad. Das ist okay, solange keine schweren Bergstrecken zurückgelegt werden, denn der hohe Druck in den Beinen beim Bergauffahren schadet den Venen. Haben Sie sich einmal die Beine von Profiradsportlern angesehen? Bei manchen zeigen sich auffällige Krampfadern. Ich meine nicht die am schlanken Bein durchschimmernden „Sportlervenen“ sondern die typischen geschlängelten und knubbeligen Venen. Am besten fährt man daher in der Ebene oder maximal leicht hügeligem Gelände und schiebt bei steilen Abschnitten das Fahrrad.

Schwimmen ist bei Venenleiden sehr gut, auch solche Bewegungsarten wie Aquajogging. Nur sollte das Wasser, wie bereits erwähnt, nicht zu warm sein. Ganz besonders gut wirkt der Wasserdruck in Verbindung mit Kompressionsstrümpfen. Das weiß jeder, der es schon einmal ausprobiert hat.

Tanzen – warum nicht? Wenn man es kann und mag, spricht nichts dagegen. Den Damen möchte ich aber von High Heels abraten, jedenfalls dann, wenn sie den ganzen Abend getragen werden. Für ein oder zwei Stunden mag es vielleicht schon gehen, aber man muß wissen, daß der Fuß mit High Heels nicht abrollen kann und die Wadenmuskelpumpe außer Funktion bleibt.

Schlecht sind alle Sportarten, die mit einem plötzlichen Stoppen der Bewegung einhergehen, wie die meisten Ballspiele, gerade auch, wenn dazu noch gehüpft wird wie etwa bei Basketball, Handball, Tennis, Squash und Federball.

Kraftsport an Geräten vergessen Sie lieber, ebenso wie das Gewichtheben.

Wichtig ist, daß auch beim Ausüben der geeigneten Sportarten Kompressionsstrümpfe getragen werden!

Mittwoch, 17. Juni 2009

Thermalbad und Sauna bei Venenleiden?


Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Aussagen. Sie reichen, je nach Arzt, von einem kategorischen "nein" über ein "ja, aber ..." bis hin zu einem generellen "ja".

Ich selbst mache Folgendes: Nach meiner ersten Venenthrombose im Jahr 2003, die vom Unterschenkel bis zum Knie reichte, pausierte ich etwa ein Jahr lang. Danach bin ich wieder in das Thermalbad und die Sauna gegangen. Allerdings trage ich dabei knielange Kompressionsstrümpfe (AD) mit Naht und offener Spitze. Sie sind zum einen hygienischer als geschlossene Strümpfe, zudem sind sie für jeden sofort als medizinisches Hilfsmittel erkennbar. Das Thermalwasser sollte nicht zu warm sein, 28 bis maximal 30 Grad empfinde ich noch als verträglich, aber höhere Temperaturen meide ich. Der Wasserdruck verstärkt noch ein wenig den Kompressionseffekt der Strümpfe. So habe ich auch nach 20 bis 30 Minuten im warmen Wasser keine Spannungen oder Schmerzen in den Beinen. Allerdings gehe ich spätestens dann in das kalte Kneippbecken und drehe dort ein paar Runden. Danach lege ich mich auf einen Liegestuhl, den man kippen kann, um die Beine hochzulagern.

Weil ich schon immer gerne in die Sauna ging, wollte ich auch nach meinen Thrombosen nicht darauf verzichten. Nach dem bereits erwähnten Jahr Pause versuchte ich es wieder mit der Sauna. Auch hierbei trug ich die Strümpfe. Das funktionierte gut. Seitdem verhalte ich mich folgendermaßen: Bereits vor dem Saunagang nehme ich den Wasserschlauch und spüle die Unterschenkel mit kaltem Wasser gut ab. Das überschüssige Wasser an den Beinen entferne ich dann mit einem Handtuch und gehe in die Kabine. Die 100-Grad-Sauna benutze ich nicht mehr, statt dessen ziehe ich jetzt 70 bis 80 Grad oder auch die Biosauna mit etwa 50 bis 55 Grad vor. Nach meiner Erfahrung schwitzt man dort sogar besser als in der trockenen Luft der 100-Grad-Sauna. Wenn es mir zu heiß ist, lege ich zusätzlich ein Handtuch um die Unterschenkel. Nach 10 bis 12 Minuten verlasse ich die Kabine. Das Absitzen von 15 Minuten oder gar ein noch längerer Aufenthalt nach dem Motto "wie lange halte ich durch?", das man oft bei unerfahrenen Saunagängern beobachten kann, ist sowieso ein gefährlicher Unsinn! Nach dem Verlassen der Kabine folgt der Kneippsche Guss mit dem kalten Wasser von den Unterschenkeln aus ansteigend. Danach tupfe ich wieder die Strümpfe ab und ruhe auf der Liege. Falls es mir an den Zehen zu kalt werden sollte, lege ich ein trockenes Handtuch darüber oder ziehe lockere "Norwegersocken" an. Nach dem letzten Saunagang dusche ich mich ab und lasse die Kompressionsstrümpfe an den Beinen trocknen, bevor ich mich wieder anziehe.

Den Tipp mit den Kompressionskniestrümpfen in der Sauna verdanke ich einer Frau, die ich vor Jahren in einem Thermalbad getroffen habe. Auch ich bin ganz begeistert davon und habe dies meinem Phlebologen erzählt, der es wiederum anderen Patienten empfohlen hat.

Aber natürlich ist nicht jeder Mensch gleich und ich möchte hier nicht generell zum Thermalbad und Saunabesuch raten. Vor allem bei schweren Venenleiden und nach einer Thrombose sollte man sehr vorsichtig sein! Manche Ärzte raten in diesen Fällen strikt vom Besuch des Thermalbades und der Sauna ab! Das Risiko trägt aber immer jeder für sich selbst. Auch beim Lymphödem und Lipödem sind Thermalbad und Sauna nicht angebracht. Allerdings wird in einigen Kliniken beim Lipödem die Infrarotkabine offenbar mit gutem Erfolg eingesetzt. Aber dort entscheidet das der Arzt.

Montag, 15. Juni 2009

Kompressionsstrümpfe trotz Marcumar?

Einige der Patienten, die Marcumar zur Blutverdünnung nehmen, tragen keine Kompressionsstrümpfe mit dem Argument, jetzt könne es nicht mehr zu einer Thrombose kommen. Das mag richtig sein (ich kenne allerdings eine Frau, die auch trotz Marcumar und Kompressionsstrümpfen wiederholt Thrombosen und Lungenembolien bekommt, aber bei ihr wurde vor einigen Jahren das Antiphospholipidantikörper-Syndrom diagnostiziert), aber Marcumar alleine verhindert nicht die Entstehung eines postthrombotischen Syndroms mit der möglichen Spätfolge „offenes Bein“. So sind Kompressionsstrümpfe trotz der Einnahme von Marcumar notwendig, wenn die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren.

Ein modischer Aspekt: Leggings und blickdichte Strumpfhosen (Opaques) sind „in“, vor allem in dunklen Farbtönen. Schwarze oder anthrazitfarbene Kompressionsstrumpfhosen sind von blickdichten anderen Strumpfhosen kaum zu unterscheiden und so auch für junge Frauen ein modischer Hit!

Freitag, 17. April 2009

Immer aktuell: Reisethrombose

Ein immer aktuelles Thema ist die „Reisethrombose“. Ärzte und Fluggesellschaften wußten schon lange von den Gefahren, die lange Reisen im Flugzeug (aber auch im Bus) mit sich bringen. Richtig darauf aufmerksam wurden viele Menschen aber erst, als der Tod der jungen Engländerin Emma Christoffersen Schlagzeilen machte. Sie war im Jahr 2000 nach einem 20-stündigen Flug von Sydney nach London auf dem Flughafen Heathrow nach einer Lungenembolie tot zusammengebrochen.
Dabei müssen es gar nicht einmal 20 Stunden sein, es genügen bisweilen schon 4 Stunden, die man mit angewinkelten Beinen bewegungslos im Flieger oder Reisebus sitzt, um eine Venenthrombose hervorzurufen. Was kann man dagegen tun? Die folgenden Ausführungen gelten für Flugreisen, sind sinngemäß aber auch bei langen Busreisen anwendbar.

Ganz wichtig: Kompression

Im Sanitätshaus gibt es spezielle Kniestrümpfe, die in etwa einem Kompressionsstrumpf der Klasse 1 entsprechen. Diese „Reisestrümpfe“ sollten Venengesunde am Reisetag bereits beim Aufstehen anziehen und den ganzen Trag über tragen, nicht nur während des Fluges. Wenn sie am Zielort im Hotel angekommen sind und dort zu Bett gehen, können sie sie ausziehen. Für Menschen, die bereits Probleme mit den Venen haben, reichen die Reisestrümpfe nicht aus. Sie brauchen wenigstens Kompressionsstrümpfe der Klasse 2. Venenkranke bekommen sie ohnehin vom Arzt verschrieben. Aber auch Venengesunde, die noch sicherer gehen wollen, können diese Kompressionsstrümpfe im Orthopädiefachhandel selbst kaufen, denn sie sind nicht rezeptpflichtig. Obwohl ich persönlich im Allgemeinen mehr von Kompressionsstrumpfhosen oder oberschenkellangen Strümpfen als von Kniestrümpfen halte (viele Ärzte und Patienten sind da anderer Ansicht), würde ich bei Flugreisen in der „Economy Class“ nur Kompressionskniestrümpfe tragen. Warum? Beim Sitzen mit stark angewinkelten Beinen, wie es bei den schmalen Sitzabständen der Billigflieger unumgänglich ist, bilden lange Strümpfe oder eine Strumpfhose Falten in den Kniekehlen. Das ist aber nicht nur sehr unbequem, sondern kann unter Umständen auch zu einer Venenstauung in den Unterschenkeln führen, anstatt sie zu verhindern. Wer seine Beine nur schwach anwinkeln muß oder sogar ausstrecken kann, der mag lange Strümpfe oder eine Strumpfhose tragen. Das geht aber bei den schmalen Sitzabständen nicht.

Sitzplatz am Gang wählen

Viele Reisende bevorzugen zwar Sitzplätze am Fenster, aber besser ist ein Sitzplatz am Gang. Dann kann man immer wieder einmal aufstehen und im Flugzeug hin und her laufen. Zudem erleichtert es den Gang zur Toilette, wenn man nicht jedesmal über seine Nachbarn hinweg klettern muß.

Viel trinken (aber keinen Alkohol und keinen Kaffee)

Viel Flüssigkeit in Form von Mineralwasser verhindert auch, daß das Blut zu sehr eindickt. Alkohol und Kaffee sollte man meiden, denn sie entwässern.

Fußgymnastik

Auch beim Sitzen öfter mit den Füßen auf und ab wippen (wie beim Nähmaschinentreten), damit die Wadenmuskelpumpe in Aktion tritt.

Heparin für Hochrisikopatienten

Patienten mit hohem Risiko für eine Venenthrombose können zusätzlich Heparin spritzen.

Donnerstag, 16. April 2009

Ein Gespräch über Kompressionsstrümpfe

Heute sprach mich in der Stadt eine Frau an, der meine Kompressionsstrümpfe aufgefallen waren. „Sie tragen ja Ihre Strümpfe zur kurzen Hose, das sieht gar nicht schlecht aus“ meinte sie. Dann gab sie zu, daß sie selbst welche tragen muß, aber damit nicht ganz konsequent ist. „Ich trage sie bei jeder Temperatur, gerade auch bei 30 oder 35 Grad, denn da haben die Beine den Halt besonders nötig“ antwortete ich.
Also noch einmal, meine Damen und Herren: Tragen Sie, sobald es wärmer wird, Ihre Kompressionsstrümpfe oder Kompressionsstrumpfhosen mit Röcken oder Shorts. Setzen Sie sich nicht der Qual aus, die Ihnen bei Hitze eine lange Hose über den Strümpfen bereitet. Aber tragen sie Ihre Kompressionsartikel und lassen sie sie - um Gottes willen - nicht bei Hitze weg!

Kompressionsstrümpfe im Sommer? Ja!

Es wird immer behauptet, man könne Kompressionsstrümpfe oder gar -strumpfhosen im Sommer aufgrund der Hitze nicht tragen. Das stimmt nicht! Ein Hitzestau entsteht nur durch eine lange Hose über den Strümpfen. Wer seine Kompressionsstrumpfhosen mit einem kurzen Rock oder einer Shorts trägt, hat keine Probleme damit. Aber Frauen sind oft eitel und wollen mit solchen Strümpfen nicht gesehen werden. Auch viele Männer nicht, denn sie schämen sich, daß sie solchen „Weiberkram“ überhaupt tragen müssen, zumal wenn es sich um lange Strümpfe oder eine Strumpfhose handelt. Doch die Hindernisse gibt es nur in den Köpfen der Patienten. Andere Menschen interessieren sich kaum jemals dafür, was man trägt.


"Omastrümpfe"?

Oft liest man in diversen Internetforen, wie schrecklich doch diese "Omastrümpfe" sind, die irgendjemand nach einer Thrombose tragen muß. Vielfach sind es junge Frauen, die mit einer Vehemenz über die Strümpfe herziehen, die mich jedesmal ärgert. Sie sollten froh sein, daß es in unserem Land die Möglichkeit gibt. Wer aus der armen Bevölkerungsschicht eines Entwicklungslandes kann sich denn solche Strümpfe leisten? Da kommt es oft früher oder später zum "offenen Bein". In Deutschland müßte das nicht sein. Aber viele Patienten tragen nach einer Thrombose die vom Arzt verordneten Kompressionsstrümpfe nicht und fordern dieses Schicksal damit geradezu heraus. Oder sie verzichten gerade dann darauf, wenn sie die Strümpfe am dringendsten brauchen: im Sommer.

Wer braucht medizinische Kompressionsstrümpfe?

Es ist so, daß viel mehr Menschen Kompressionsstrümpfe nötig hätten, als diejenigen Personen, die sie auch tragen. Nach der "Bonner Venenstudie", die in den Jahren 2000 bis 2002 erhoben wurde, leidet jeder 6. Mann und jede 5. Frau an einer behandlungsbedürftigen chronischen Veneninsuffizienz. Nur ein Bruchteil von ihnen trägt Kompressionsstrümpfe. Das liegt auch daran, daß Kompressionsstrümpfe ein schlechtes Image haben, und das immer noch, obwohl die Strumpfhersteller sich in den vergangenen Jahren viel einfallen ließen, um die Bereitschaft zum Tragen zu erhöhen. In den Kompressionsklassen 1 und 2 gibt es sie inzwischen in vielen Farben, mit leichtem Glanz, mit besonders hautschonender Aloe vera, ja sogar mit Schmuckapplikationen. Wer auf höhere Kompressionsklassen oder Flachstrickstrümpfe (mit der hinteren Naht) angewiesen ist, kann immerhin eine Feinstrumpfhose in beliebiger Farbe darüberziehen, um die Kompressionsstrümpfe zu kaschieren.

Wie entsteht eine Venenthrombose?

Thrombosen entwickeln sich nicht aus heiterem Himmel, auch wenn es manchmal den Anschein dazu haben mag. Die Erklärung des deutschen Pathologen Rudolf Virchow (1821-1902) aus dem Jahr 1856 ist heute noch gültig. Er führte drei Gründe zur Thromboseentstehung an, weshalb seine Theorie auch als "Virchowsche Trias" bekannt ist. Eine Thrombose entsteht danach aus einer Stauung des Blutes (Stase), einer erhöhten Gerinnungsneigung des Blutes (Hyperkoagulabilität) und einer Schädigung der inneren Venenwand (Endothelschädigung). Es müssen nicht alle drei Faktoren zusammenkommen, um eine Thrombose auszulösen.
Die erhöhte Gerinnungsneigung ihres Blutes ist vielen Menschen nicht bekannt, denn oft merken sie von dieser angeborenen Blutgerinnungsstörung nichts, bis zum ersten Mal eine Thrombose - und, wenn sie großes Pech haben, eine tödliche Lungenembolie - auftritt. Vielleicht erinnern sich einige Leser noch an die junge Engländerin Emma Christoffersen, die im Jahr 2000 im Alter von 28 Jahren nach einem 20-stündigen Flug von Australien nach England auf dem Flughafen London Heathrow tot zusammenbrach. Das bewegungslose Sitzen mit angewinkelten Beinen in der schmalen Sitzreihe der "Economy Class" führte zur Stauung des Blutes in ihren Beinvenen und zur Entstehung einer Thrombose. Als sie dann nach der Ankunft auf dem Flughafengelände lief, löste sich ein Blutpfropf ab und führte zur tödlichen Lungenembolie. Das passiert gar nicht so selten, aber es tritt oft Stunden später auf und wird deshalb von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Ein Beispiel dafür ist ein Bekannter meiner Frau. Er war mit Freunden von Deutschland auf die Philippinen geflogen und nach der Ankunft dort unternahmen sie noch einen kleinen Spaziergang vor ihrem Hotel. Der junge Mann verstauchte sich den Fuß ein wenig, weshalb ihn die Freunde auf dem Weg zum Hotel zurück etwas stützten. Aber es schien nichts Größeres zu sein und er legte sich am Abend schlafen. Als er am nächsten Morgen nicht zum Frühstück erschien, wurde sein Zimmer geöffnet und er lag tot im Bett. Es ist ziemlich sicher, daß sich während des langen Fluges eine Venenthrombose gebildet hatte, die in der Nacht zu einer tödlichen Embolie führte. Das Verstauchen des Fußes verschlimmerte das Ganze noch zusätzlich.

Eine weitere Gefahr, deren sich die meisten Menschen nicht bewußt sind, besteht in angeborenen Blutgerinnungsstörungen. Bedeutsam für das Entstehen von Blutgerinnseln (Thrombosen) sind hier diejenigen Störungen, die dafür sorgen, daß das Blut leichter gerinnt. Man spricht auch von einer "Thrombophilie", einer Neigung zu Thrombosen. Davon gibt es eine ganze Anzahl, aber die häufigste ist die APC-Resistenz, auch als "Faktor-V-Leiden-Mutation" bezeichnet, weil sie erstmalig in der niederländischen Stadt Leiden beschrieben wurde. Etwa 5 bis 7 Prozent der Bevölkerung sind Träger dieser Genmutation, allerdings meist in der heterozygoten Form, das heißt, sie haben nur von einem Elternteil eine mutiertes Gen bekommen, das andere ist unverändert. Aber bereits solche Menschen haben ein fünf- bis zehnfach erhöhtes Thromboserisiko gegenüber Personen, die das Gen nicht besitzen. Personen mit zwei mutierten Genen, der homozygoten Form, besitzen sogar ein hundertfach (!) erhöhtes Thromboserisiko.
Auch ich gehöre zu dem Personenkreis mit der APC-Resistenz, zum Glück nur in der heterozygoten Form.



Mein Leben mit Kompressionsstrümpfen

Kompressionsstrümpfe - oder "Gummistrümpfe", wie sie früher genannt wurden - allein diese Worte bereiten vielen Menschen Unbehagen. Mit meinem Blog möchte ich die Angst vor diesem medizinischen Hilfsmittel abbauen. Ganz entgegen ihrem schlechten Ruf sind medizinische Kompressionsstrümpfe eine hochwirksame therapeutische Maßnahme, um Erkrankungen des Venen- und Lymphsystems, wenn auch nicht zu heilen, so doch wenigstens erträglich zu machen. Im besten Fall läßt sich das Leiden damit so gut in den Griff bekommen, daß außer den Strümpfen keine weitere Therapie notwendig ist und man (fast) so leben kann wie vorher.

Lebensqualität trotz Kompressionsstrümpfen? Ganz klar ja! Oder wollen Sie lieber mit schmerzenden, geschwollenen Beinen durch's Leben gehen? Oder ein venöses Beingeschwür bekommen? Oder krampfaderübersäte Krautstampfer der Öffentlichkeit präsentieren? Oder eine neue Thrombose und womöglich eine tödliche Lungenembolie bekommen? Dann verzichten Sie auf Ihre Strümpfe. Ich wünsche Ihnen viel Glück!

Die Ratschläge, die ich im Verlauf des Blogs gebe, fußen auf meinen eigenen Erfahrungen. Ich übernehme aber keine Haftung für irgendwelche Folgen beim Ausprobieren dieser Ratschläge. Die Leserinnen und Leser meines Blogs bitte ich, vorher immer den Arzt zu fragen. Aber auch in diesem Fall trägt natürlich jeder das Risiko für sich selbst und handelt auf eigene Verantwortung!